Von Erbsenhirnen und Saugglocken

Inmitten der europäischen Hitzewelle des Jahres 2003 brauchte ein Junge ganze fünfzehn Stunden um im Kreißsaal einer Rostocker Klinik das Licht der Welt zu erblicken. Augenscheinlich hatte er nicht so richtig Lust den Mutterleib zu verlassen, wehrte sich mit aller Kraft eines Neu(Un)geborenen den Geburtskanal zu verlassen, bis die Ärzte zu einer Saugglocke greifen mussten um das widerspenstige Kind dann doch endlich zum Leben zu zwingen.
Dieses Kind war dann wohl ich, Rudy.
Mein Vater erzählte mir Jahre später immer, dass diese Saugglockenaktion nicht ganz reibungslos verlief und mir tragischerweise mein Hirn dabei aus dem kleinen Dickkopf gezogen wurde, welches daraufhin irreparable Schäden erlitt und nicht mehr brauchbar war. Notgedrungen transplantierte einer der assistierenden Ärzte mir daher eine kleine grüne Erbse, welche noch von seinem Mittagessen übriggeblieben war. Diese Geschichte sei daher Grund für meine unterdurchschnittliche Intelligenz und zeitweise offensichtlich mangelnde Hirnaktivität.
Nun, ob diese Geschichte wahr oder doch nur eine perfide erdachte Lüge in feinster X-Faktor Manier ist vermag ich nicht mit vollkommener Sicherheit zu sagen. Immerhin schaffte es diese kleine grüne Erbse im Laufe der Zeit immer wieder Geschichten zu erdenken, welche sie zu Papier trug oder mittels Aufnahmefunktion alter MP3-Player in schrammelige Mikrofone sprach. Letztere litten oft an fehlender Kontinuität und Spannung, denn die Namen meiner Protagonisten vergaß ich im Laufe der One-Take-Erzählungen oft und änderte sie nach Lust und Belieben ab.

Vom Pilzkönigreich und Zeitzombies


So schritt meine Kindheit und Jugend also von dannen, in der ich meine Zeit hauptsächlich mit haufenweise Filmen, Nintendo Spielen und Comics verbracht habe. Mit Begeisterung verschlang ich Mafia-Filme, Abenteuer in der Welt von Hyrule oder dem Pilz-Königreich, Panel um Panel glitten meine Augen über The Sandman und Werke von Hergé oder Goscinny. Zwischendurch war ich auch gelegentlich ambitioniert genug den Versuch zu starten selbst einen Roman zu schreiben. Im Alter von zwölf Jahren hatte ich dann tatsächlich genügend Durchhaltevermögen und vielleicht auch genug Langeweile in der Tiefe brütend heißer Sommerferien um einen dieser Romane zu einem Ende zu bringen. Zweihundert Seiten geballte Action und ungewollt lustige Dialoge, verpackt in einer Story, die blöderweise an jeder Ecke von jedem erdenklichen Jugendroman der Pop-Kultur klaut. Wie ich es geschafft habe James Jumper und Big Barry in einem Buch namens Arche in Laputa Zeitzombies mit Plasma-Gewehren über den Haufen zu schießen ist mir dieser Tage ehrlich gesagt ein Rätsel.
Bis heute versuche ich mich regelmäßig daran einen solchen Roman zu wiederholen, leider bisher ohne Erfolg, doch zwinge ich mich dazu optimistisch zu bleiben und bin mir sicher, dass dieses Vorhaben eines Tages, vermutlich eines fernen Tages, doch noch Früchte tragen wird. Bis dahin hoffe ich die Herzen einiger Menschen mit Texten von mir auf dieser Seite berühren zu können, auf welche Art und Weise auch immer. Ich wünsche euch viel Spaß dabei und bin selbst sicherlich am allermeisten gespannt, was die Zukunft dieses Projektes bringen mag.

– Rudy