Über den Wogen mit lästigen Schlägen
und müde, verlassen, ein wenig verwegen;
hoch über dem Meer, einem Meer ohne Segen:

Dein Kreischen, Adler, treibt im sinnlichen Lichte der Frühmorgensonne durch den Dunst weit oberhalb der alles umspannenden Flut. Eine Flut ist es, die nichts anderem mehr unterworfen zu sein scheint als sich selbst und ihren eigenen irren Gesetzen. Von hier aus betrachtet mutet sie beinahe an wie ein gigantisches, tiefblau-weißgesprenkeltes Ungeheuer, dessen missgünstiges Lachen selbst Meilen darüber noch düstere Ahnungen weckt. Paart sich Absolutheit mit niederträchtigem Hohn, so ist das Ergebnis eine widerliche Brut.
Ach Adler. Statt Neid deiner Anmut weckst du nur Mitleid.
Herrje. Dein hilfloses Kreischen, Adler. Dein alle Hoffnung aufgebendes Geschrei!

Machtlos entrückt ächzt dein Fleisch ohne Rast.
Mit Löchern im Kopf, Adler, fleischliche Last.
Neue Welt. Neu, doch im Flug nur verhasst.
Nicht lang mehr du Adler, beinah, Adler, fast!

Du fliegst, Adler, fliegst und gleitest, kämpfst dich in die Höhe, zitterst in die Tiefe. Abgeschlagen ringst du mit der Dunkelheit.
Ein Tag bricht an. Friedvoll und unschuldig. Doch wann folgt die einsame Nacht?
Armseliger Adler, du gibst dich einem Krieg bei; wie schrecklich aber, wenn auf beiden Seiten nur du alleine stehst. Und was nützt denn der Krieg, der ziellos bleiben wird, was nützt es, wenn der Boden unter den zu Felde ziehenden aufreißt und alles verschlingt?
Die Welt hat sich geändert, Adler. Blick doch in die Tiefe: In ihrem Gefüge ist für dich kein Platz mehr, du bist ein Fehler und allein!
Verzweifelt kreischst du, Adler.

Wie Blitz wirst du schon aus den Wolken noch zucken
und niemand wird glotzen und gaffen und gucken.
Ach wann wird das endlose Meer dich verschlucken?

Birger Stepputtis, Anfang Januar 2024