In tiefen, wettergegerbten Tunneln,
es kreucht und fleucht auf altem Stein,
verborgen vor der Außenwelt im Dunkeln,
dort regiert ein eigen Reich für sich allein.
Von Moos durchzogen, Ranken wachsend
an des alten Landes Wegesrand,
große Käfer, Laub zerpflügend, kraxeln,
und Äste fallen nieder auf die Lichtung,
wo einst ein Bäumlein stand.
Von dunklem Fels ummantelt,
gebrochen in des tristen Berges Herz,
man in den alten, kargen Minen wandelt,
auf der Suche nach dem bittersüßen Erz.
Sie nagt, sie zerrt, sie schreit, die Tiefe,
nach des harten Stein Juwel,
ein jeder folgt, ein jeder horcht, dem tosenden Befehl.
Schweiß und Blut, die heißen Tränen in der Schmiedestadt,
von Grau zu Gold, die Schmelze formt,
das was bisher niemand hat.
So hungrig, so gierig, krumme Finger greifen,
knechten all die Seelen hier im Ort,
bringen Lärm doch stets zum Schweigen,
und rauben sich, was sie begehren,
an allen nagt es: das Verderben.
Und auf der Lichtung,
es scheint, des gestürzten Gottes Licht und Ruf,
ein winzig-kleiner Käfer, erwacht zu neuem Mut.
Verschlafen, träge, dennoch fest entschlossen,
es keimt ein Wille, so beständig,
stammt er doch aus den ärgsten Gossen,
will er nur dass nun all der Schmerz hier endet.
Und so startet er die Reise,
mit weniger als Nichts,
die Dunkelheit, sie schluckt ihn leise,
allein das Feuer in der Brust spendet ihm hier Licht.
Und verborgene Gestalten,
wie er durch die maroden Gänge streift,
bespitzeln ihn, doch hoffen auch,
Vielleicht befreit er’s bald, das Königreich.
Vorbei, an der Flüsse längst versiegter Ruheplatz,
statt Quell und Frische herrscht die Seuche,
legt das Land hier brach und platt.
Die einstgen Blumen welken nur,
die einstgen Schätze fruchten kaum,
Maschinen schnaufen, keuchen jetzt, finden keine Ruh,
ihr Dampf vernebelt und verendet, vergiftet die Natur.
Der Käfer schreitet doch voran,
trifft auf die längst vergessene Stadt,
anstelle ihrer Ahnen tritt nur Klagen,
ihr Kummer gießt herab.
Und von Zweifel zerfressene Gesichter,
kehren in sich, knien und beten,
hoffen, vielleicht rückt die Erlösung dichter,
rettet all die toten Leben.
Den Käfer treibts durch Brunnenschächte,
dunkle Flure, helle Krater,
die schwarzen Schergen sitzen in seim Nacken,
ergrauen soll sie, seine Ader.
Und er flieht durch uraltes Gemäuer,
bis in den fernen Monolithenwald,
der Ursupator wird nun zahlen teuer,
für seine ewige Gewalt.
Doch dicht vor seinem Ziel,
fast hatte er gerichtet,
verzaubert ihn der Wald, weckt in ihm auch die Gier.
Mit eigenen Augen sah er jetzt das Funkeln,
wie das Erz flüsterte und sprach:
Du kannst zwar retten viele, doch wähle mich und du wirst stark,
vergesse den gestürzten Gott, sein Grün und seine Liebe,
drum folge meinem Rat,
werd selbst zum Held all dieser Kriege,
Sä‘ du allein die neue Saat.
Der Käfer wehrte sich und tobte, doch selbst das reinste Herz verdreckte hier,
und aus dem einst so kleinen Leibe,
wurd ein mächt’ges Ungetier.
Zähne fletschend, Blut leckend, riss dieser Berserker,
jeden der sich nicht vor ihm verneigte,
und einsam, verschollen in der Zeit in seinem Kerker,
saß der gestürzte Gott und weinte.
Rudy Mehmann, 2021
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